Tom geht den Jakobsweg



- Schlafapnoe Patient

Mit Schlafapnoe den Jakobsweg pilgern? Begleiten Sie Tom bei seinem Abenteuer.


Geht auf Reisen, wenn ihr eine Schlafapnoe habt! Das ganze ist eine Selbstfindungsreise. Abenteuer! Es dürfen nur wenige Sachen mitgenommen werden, man muss immer wieder neue Situationen meistern. - Tom Niegeländer

Auf dem Weg zu sich selbst 



Neues entdecken, zu sich selbst finden, dem Leben eine neue Richtung geben: Es gibt viele gute Gründe, den Jakobsweg zu erwandern. „Ich gehe den Weg, weil ich zu mir selbst finden möchte”, so formuliert es Thomas Niegeländer, Schlafapnoe Patient von Nord Service Projects (NSP), einem Tochterunternehmen von VitalAire. Der 55-jährige in Lübeck wohnende Elektroingenieur beim Landesbauamt in Schleswig Holstein macht sich trotz Corona und einer Schlafapnoe auf den Weg.

Gewusst wie



Damit Tom während seiner Pilgerreise das CPAP-Gerät für seine Schlafapnoe optimal nutzen kann, wurde das Gerät im Überleitzentrum des UKE Hamburg an seine speziellen Bedürfnisse angepasst. Die genaue Anpassung der Maske und die richtige Einstellung des Schlauches sind u.a. entscheidend für die Einsatzfähigkeit des Gerätes und damit für einen ruhigen Schlaf des Patienten.



Die Anpassung und die Einweisung in das Gerät erfolgten im UKE durch Daniela Kuzel, Fachkraft bei Nord Service Projects (NSP). Sie erläuterte Tom hier, worauf es bei der Nutzung des CPAP-Gerätes während seiner Reise ankommt, denn neben der individuellen Anpassung und der Funktionalität sind auch Faktoren wie Reinigung und Schlafposition wichtig. Bestens informiert und vorbereitet konnte sich Tom so auf seinen Weg machen. Ein technischer Support ist für den Fall der Fälle telefonisch und digital gewährleistet.



Tom startet seine Reise: 

Er zieht zunächst von Portugal aus los und folgt dann einer rund 300 km langen Route bis zum Zielort in Santiago de Compostela, dem Endpunkt des Jakobswegs. 



Angeregt wurde der Lübecker durch den bekannten Film von Harpe Kerkeling und einer Fernseh-Dokumentation über den Pilgerweg. Thomas Interesse war geweckt: „Ich gehe den Jakobsweg nicht aus religiösen Gründen, wie es viele tun. Ich möchte vielmehr herausfinden, was die Reise mit mir macht. Bewusst habe ich mich dafür entschieden, allein zu gehen, um zu mir zu finden, vielleicht auch um eine Art Selbstfindungsreise zu machen.“ Unterstützt wurde Thomas von Anfang an von seiner Frau: „Sie war am Anfang natürlich überrascht, hat aber Verständnis gehabt und mich in meinem Wunsch bestärkt.“ 


Wie geht das mit Schlafapnoe?

Vor rund zwei Jahren hat Thomas bemerkt, dass er häufig tagsüber müde war, und während des Autofahrens kam es sogar einmal zum Sekundenschlaf. Er schlief sehr unruhig. Infolgedessen ging er zum Arzt und sein Schlafverhalten wurde im Schlaflabor überprüft. Dabei ist dann eine Schlafapnoe diagnostiziert worden, und Thomas wurde mit einem CPAP-Gerät ausgestattet, um wieder besser durchschlafen zu können. Da für die geplante Pilgerreise ein maximales Gewicht des Gepäcks von 8 Kg bzw. 10% des Körpergewichts empfohlen wird, war schnell klar, dass die Reise mit dem herkömmlichen Gerät nicht möglich ist. Eine deutlich kompaktere und leichtere Variante war nach einigen Recherchen gefunden.

Nun stand der Reise nichts mehr im Wege, und Thomas wurde mit einem entsprechenden CPAP-Gerät ausgestattet. Das Ergebnis: „Das Gute bei der Reise wird sein, dass ich die anderen Pilger in den Herbergen nicht durch mein Schnarchen stören werde, da das Gerät sehr leise ist. Außerdem werde ich morgens einfach gut ausgeruht sein für den Tag. Eine Schlafapnoe ist so überhaupt kein Problem, auch bei Abenteuerreisen. Es gibt Wege, ein kleineres und leichtes CPAP-Gerät zu bekommen, und wenn keine Möglichkeit besteht, Strom zu erhalten, gibt es auch CPAP-Geräte mit Akku.“

Die Reiseroute. Von Portugal bis nach Spanien



Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

Thomas wird während seiner Reise in Pilger-Herbergen übernachten. Das bedeutet, dass er mit mehreren anderen Pilgern einen Schlafraum teilt. Da er seit rund zwei Jahren von seiner Schlafapnoe weiß, hatte er zunächst Sorge, ob und wie das mit dem medizinisch nötigen CPAP-Gerät gehen würde. Da in den Herbergen Steckdosen in der Regel vorhanden sind, ist es kein Problem, das Gerät aufzuladen und so betriebsbereit zu halten. Um auf Nummer sicher zu gehen, hat Thomas Mehrfachadapter eingepackt, um Handy und CPAP-Gerät anzuschließen. Spontanität ist natürlich unterwegs gefragt: „Die ersten zwei Nächte habe ich schon Unterkünfte gebucht, aber der Rest wird spontan vor Ort entschieden.

Der Jakobsweg nach Santiago de Compostela.

Es gibt mehrere Varianten und Wege, die man wandern kann. So besteht z. B. die Möglichkeit, an der Küste nach Spanien zu gehen, oder aber auch von Porto ins Landesinnere, also den Zentralweg“, erläutert Thomas. Er ist sich sicher, dass die Reise trotz der großen Strapazen gut für sein körperliches Wohlbefinden ist, nicht zuletzt aufgrund einiger Pfunde zu viel, die sich auf der Waage bemerkbar machen: „Eine Strecke von 300 km zu wandern, ist physisch von Vorteil und somit auch positiv für meine Schlafapnoe.“ Geplant ist, die Strecke in 14 Tagen zu bewältigen.


Die Reise beginnt.

Nachdem nun alle Hindernisse beseitigt und alle Vorbereitungen getroffen sind, kann sich Thomas auf den Weg machen. „Diese Reise ist etwas Besonderes für mich. Ich erhoffe mir, mehr in Einklang mit mir selbst zu kommen und wertvolle Infos für mich und mein weiteres Leben zu erhalten. Was mit mir auf der Reise passiert, kann ich noch nicht sagen, aber ich freue mich darauf“, fasst der Lübecker Pilger seine Erwartungen zusammen. Begleiten Sie Thomas auf seinem Pilgerweg zu sich selbst und entdecken Sie gemeinsam mit ihm die Besonderheiten und Schönheiten des Jakobweges.



Das Gerät ist eingepackt, die Wanderung beginnt.
In einem Interview erzählt uns Tom von seinen Erlebnissen.​

Tom, wie viele Kilometer bist du gewandert und welche Route ist es am Ende geworden?

"Ich habe die Route Caminho Portugues de la Costa gewählt. Diese beläuft sich auf 280 km und führt von Porto am Fluss Douro entlang zum Atlantik und dann immer an der Küste gen Norden. Es werden die Küstenstädte Vila do Conde, Povoa de Varzim, Viana do Castelo sowie Vila Praia de Ancona durchquert. In Caminha wird dann die Grenze zu Spanien überschritten, bzw. mit einem Fischerboot über den Fluss Minho gesetzt. Weiter geht es an der Küste lang über die Städte Baiona und Vigo bis der Weg in Redondela auf den Centralweg des Camino Portugues trifft. Weiter geht es durchs Binnenland nach Pontevedra. Hier bin ich auf den Weg Variante de Espiritual abgebogen, der über einen Berg nach Villanova de Arousa führt und zusätzliche 20 km Wegstrecke beinhaltet. Von dort geht es mit dem Boot nach Padron, die Gemeinde, wo der Leichnam des Jakobus im Mittelalter per Boot nach Spanien kam und wo Jakobus zu Lebzeiten gepredigt haben soll. Dann führt der Weg die letzten 30 km nach Santiago de Compostela. Von Santiago bin ich noch zum "Ende der Welt", nach Finisterre gegangen. Dieser zusätzliche Weg betrug noch einmal 90 km. Somit habe ich 390 km Wegstrecke hinter mich gebracht, wobei durch Besichtigungen und Besorgungen noch einmal ca. 60 km dazu kamen, so dass ich Gesamt 450 km gelaufen bin."



Du wolltest den Jakobsweg wandern, um zu dir selbst zu finden. Was hat die Reise mit dir gemacht?

"Ja, gar nicht so leicht zu sagen. Herausgefunden habe ich, dass ich in meinem Leben weniger planen sollte und mehr Spontanität zulasse. Denn ohne Planung läuft vieles leichter ab, man erlebt mehr Erfahrungen, die man mit Planung nicht gemacht hätte. Andererseits gibt es auch böse Überraschungen (kein Zimmer zur Verfügung). Dann muss man sich neu orientieren. Ideen entwickeln und Lösungen suchen. Auch das ist sehr spannend in einem Land, in dem man sich nicht auskennt. Aber man lernt eben auch, dass mit Gottvertrauen viele Probleme gelöst werden können. Weiterhin ist die Erfahrung, dass man mit viel weniger im Leben auskommt, als wir das normalerweise für möglich halten. Nur mit einem Rucksack mit 7 kg beladen, wird der Weg das wichtigste im Leben. ​


Es zählt nicht mehr, was du anhast oder wer du bist oder was du kannst. Viele tolle Bekanntschaften auf dem Weg, zeugen davon, dass es durchaus einen Zusammenhalt unter Menschen geben kann, auch wenn diese sich nicht kennen. Auch wird der Weg zu mehr als nur einer Reise. Mit zunehmender Wegdauer erkennt man den Wert und die Schönheit der Natur mit offeneren Augen, da man ja auch keine andere Ablenkung mehr hat durch die hiesige Konsumgesellschaft. Als Andenken kauft man sich vielleicht ein Kettchen, alles andere wäre unnötiger Ballast auf dem Weg. Ich hoffe, dass ich diese Werte noch lange in mir tragen kann und mir bewusst wird, dass am Ende doch nur die Menschlichkeit und Liebe zählt."

Willst du uns von 1-2 Highlights deiner Reise erzählen?



"Etwas Besonderes für mich war der letzte echte Wandertag nach Finisterre. Ich ging morgens allein von Lago aus los, hatte eine schöne Übernachtung in einem Hostel und war den ganzen Tag alleine unterwegs, genoss die Schönheit und die Ruhe der Natur. Nachmittags, kurz vor meinem Tagesziel in Cee erreichte ich ein Café und traf dort auch meine spanischen Mitpilger vom Vortag, als wir gemeinsam durch den Regen wanderten. Die Wiedersehensfreude war so groß, dass ich spontan beschloss, an diesem Tag mit meinen neuen Freunden noch weiter bis Finisterre zu gehen. Nach einem zünftigen spanischen Mittagsmahl um 16:00 Uhr, ging es also noch 12,5 km weiter, so dass ich am Ende des Tages knapp 40 km gelaufen bin. Die Unterhaltungen auf diesem Weg erfolgten aus einer Mischung aus Spanisch, Englisch und internationaler Handzeichen-Gestik. Es war ein unbeschreibliches Gemeinschaftsgefühl, als wir schließlich am Strand von Finisterre barfuß durch den Sand gingen und später am Nordstrand bis 22:00 Uhr den Sonnenuntergang genossen."



"Ein anderer besonderer Moment war es, als ich nach dem Abstieg von der Kirche Santuario de Santa Luzia in Viana do Castelo durch einen Eukalyptuswald in das Dörfchen Carreco kam und dort spontan übernachten wollte, um meine Mitpilger Julia und Victoria noch einmal wiederzusehen. Der Herbergsvater Hugo sagte mir gleich, dass die Herberge ausgebucht sei. Seine Hilfsbereitschaft für Pilger gipfelte aber sogleich in der Aussage, dass ich allerdings bei seiner Freundin Maia, die 300 m entfernt privat ein Zimmer vermieten würde, unterkommen konnte. Maia hatte ein wunderschönes Zimmer mit Balkon und Blick auf das Meer für mich. Dies bescherte mir noch einen besonderen Abend mit meinen Mitpilgerinnen mit einfühlsamen Gesprächen und leider auch mit einer Menge an nassen Klamotten, die ich nach einer Handwäsche auf dem Balkon zum Trocknen aufgehängt habe, denn leider fing es an diesem Abend fürchterlich an zu regnen. Infolgedessen durfte ich am nächsten Tag, meine nassen Sachen am Rucksack hängend trocknen."


Reisen mit Schlafapnoe: Tom's Erfahrungen

Die Übernachtung in Mehrbettzimmern mit einem Schlafapnoe-Gerät: Das stellt andere Personen vielleicht vor eine Herausforderung. Was für Erfahrungen hast du auf deiner Reise damit gemacht?

"Habe ich mir auch so gedacht. Ich mit meinem Schafapnoe-Gerät, laute Geräusche vom Gerät selbst. Ich noch mit dem hin- und herwerfen des Schlauches. Dann das Rascheln morgens, wenn alles wieder im Rucksack verstaut werden muss. Aber es ist eigentlich alles ganz einfach. Nachdem ich am Morgen des ersten Tages in Porto das Netzteil des Apnoe-Gerätes erst einmal auf dem Boden habe fallen lassen, war mir klar, dass ich mich besser sortieren muss. Im weiteren Verlauf passierte mir dies nicht wieder, so dass ich keine zusätzlichen Geräusche machte. Die Luftzuggeräusche des Gerätes waren zwar vorhanden, aber diese waren wohl im Nachbarbett nicht mehr zu hören. Auf jeden Fall hat mich niemals ein Mitpilger darauf angesprochen. Meist habe ich abends, wenn noch Mitpilger im Zimmer waren, darauf hingewiesen, dass ich eine Schlafapnoe und ein medizinisches Gerät dazu habe. Dennoch gab es keinerlei Klagen. Zum einen liegt das sicherlich an der Toleranz, die gerade auf den Pilgerwegen vorherrscht: man ist da schon eher Schnarcher gewöhnt, zum anderen aber mit Sicherheit auch, dass die Mitschlafenden einfach nichts hören."
 

Wie hat sich die Reise auf deine Gesundheit und Schlafapnoe ausgewirkt? 

"Die erhöhte Fitness durch das Wandern spüre ich noch immer im ganzen Körper. Treppensteigen fällt mir auf einmal nicht mehr schwer, lange Spaziergänge natürlich auch nicht. Nebenbei habe ich ca. 6 kg an Gewicht verloren. Ich hoffe, durch weitere Gewichtseinsparung die Symptome der Schafapnoe noch weiter einschränken zu können."
 

Hast du Tipps & Tricks für Personen, die mit einer Schlafapnoe eine solche Reise antreten möchten?

Natürlich ist es von Vorteil, ein kompaktes Gerät mit max. 1000 g dabei zu haben. Aber machbar ist eine solche Reise allemal. Nur die Ausmaße eines herkömmlichen Gerätes und natürlich das Mehr an Gewicht schränken einen dennoch leicht ein. Dann muss der Rucksack halt etwas größer gewählt werden. Ich hatte nur 32 Liter zur Verfügung. Mit einem 40 Liter-Rucksack geht es allemal. Auf jeden Fall solltet Ihr eine Doppelschuko-Steckdose mitnehmen, da ja auch das Handy nachts geladen werden muss. Steckdosen gibt es in jeder Herberge, deswegen muss sich niemand sorgen machen. Ansonsten, einfach loslegen. Unterwegs gibt es für jedes Problem eine Lösung."
 
Was hättest du mit dem Wissen, das du heute hast, rückblickend anders gemacht?

"Ich habe mir einzig zu viel Sorgen gemacht, ob ich das Gerät überall anschließen kann und wie die Mitpilger auf mich reagieren. Diese Sorgen sind jedoch völlig unbegründet. Heute würde ich vermutlich nicht mehr auf ein kompaktes Schlafapnoe-Gerät bestehen, sondern ich würde mir einen größeren Rucksack besorgen. Das Mehrgewicht fällt für mich nach wenigen Wandertagen nicht mehr auf."